Kopf hoch! Vorsicht vor dem "Handynacken"

Kopf hoch! Vorsicht vor dem

Dr. Christiane Loinig-Velik, MSc beleuchtet die Auswirkungen von langer Handynutzung auf den Bewegungsapparat bei Kindern.

Das Text-Neck-Syndrom als neue Herausforderung für Ärzte

In unserer zunehmend digitalisierten Welt gehört das Smartphone auch für Kinder und Jugendliche immer häufiger zum Alltag. Dabei verbringen sie viele Stunden täglich mit dem Blick auf den Bildschirm – meist in einer typischen Haltung: Kopf nach vorn geneigt, Schultern nach vorn gezogen, Rücken leicht gekrümmt. Was auf den ersten Blick harmlos erscheint, kann jedoch ernsthafte Auswirkungen auf den Bewegungsapparat von Heranwachsenden haben.

Die "Handyhaltung" – eine Belastung für die Wirbelsäule

Wenn Kinder beim Nutzen des Smartphones den Kopf dauerhaft nach unten beugen, lastet ein Vielfaches des normalen Gewichts auf der Halswirbelsäule. Bereits bei einer Neigung von 45 Grad wirken etwa 20 bis 25 Kilogramm auf die Nackenmuskulatur. Diese Fehlbelastung kann zu Verspannungen, Schmerzen im Nacken- und Schulterbereich sowie langfristig zu Fehlhaltungen führen. Besonders problematisch ist dies im Kindes- und Jugendalter, da sich der Körper noch im Wachstum befindet und dauerhafte Fehlhaltungen die Entwicklung der Wirbelsäule negativ beeinflussen können.

Langfristige Folgen: Haltungsschäden und Muskelschwäche

Die dauerhafte Kopf-zur-Brust-Haltung kann sogenannte "Handynacken"-Syndrome verursachen. Dies äußert sich häufig in muskulären Dysbalancen: Die vorderen Muskeln – etwa im Nacken und an der Brust – verkürzen sich, während die Rückenmuskulatur zu schwach ausgebildet wird. Infolge dessen können Fehlstellungen wie Rundrücken, Hohlkreuz oder Skoliose entstehen. Auch Kopfschmerzen, Konzentrationsprobleme und Atemeinschränkungen werden zunehmend mit der ungünstigen Körperhaltung bei exzessiver Smartphone-Nutzung in Verbindung gebracht.

Bewegungsmangel als zusätzlicher Risikofaktor

Neben der falschen Haltung kommt bei übermäßiger Bildschirmzeit oft ein genereller Bewegungsmangel hinzu. Kinder verbringen weniger Zeit mit körperlicher Aktivität im Freien, was wiederum die Muskulatur schwächt und die Koordination sowie das Körpergefühl negativ beeinflusst. Der Bewegungsapparat braucht jedoch gezielte Bewegung und Belastung, um sich gesund entwickeln zu können.

Prävention und bewusste Nutzung

Eltern, Lehrer und Erzieher können helfen, dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Dazu gehören:

  • Begrenzung der täglichen Bildschirmzeit
  • Regelmäßige Bewegung und Sport im Alltag
  • Pausen mit Dehn- und Lockerungsübungen
  • Bewusstsein für eine aufrechte, ergonomische Haltung beim Sitzen und Nutzen von Geräten

Ein sinnvoller Medienumgang bedeutet nicht, Smartphones komplett zu verbieten – vielmehr geht es um ein gesundes Gleichgewicht zwischen digitalen Medien und körperlicher Aktivität. Nur so kann die gesunde Entwicklung des Bewegungsapparates von Kindern langfristig gesichert werden.

Christiane Loinig-Velik ist Fachärztin für Unfallchirurgie, Ärztin für Allgemeinmedizin und Ärztliche Leiterin im Olympiazentrum Kärnten.

Fotos © Benny Bürger; pixabay


30.09.2025, 15:19 Uhr

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