Main area

.

Ein Leben für den Orientierungslauf

Ein Leben für den Orientierungslauf

Christian und Eva Breitschädel legten mit Ende 2020 ihre Funktionen als Obmann und Kassier beim ASKÖ Henndorf Orienteering zurück. Mit ihrem Rücktritt geht eine imposante Ära mit großartigen Erfolgen im ASKÖ-Vereinssport zu Ende.

Grund genug, bei Christian Breitschädel nachzufragen. Sport-Abteilungsleiter Matthias Lindner bat den 67-jährigen Salzburger, der nach wie vor als ASKÖ-Bundesreferent tätig ist, zum Gespräch.

Woher kommt dein Interesse für den Sport?

Ich war immer sozusagen „bewegungshungrig“. Mein Vater war ein sehr sportbegeisterter Mensch, der viele Sportarten ausübte. Er war beispielsweise ein sehr guter Skifahrer zu seiner Zeit. Ich war deshalb auch von klein auf schon sehr sportbegeistert. Bereits ab meinem 6. Lebensjahr war ich in einem Turnverein. Ich habe alles auch immer leistungsmäßig gemacht, da ich schon immer sehr ehrgeizig war und ich mich immer mit anderen messen und mich verbessern wollte. Beim Skifahren waren damals unter anderem Hans Enn und Bartl Gensbichler meine direkten Konkurrenten. Meine Eltern haben zu dieser Zeit aber sehr auf meine Ausbildung geachtet und wollten, dass ich unbedingt Matura mache und mich nicht nur auf den Sport konzentriere.
Neben dem Skifahren habe ich mich auch für andere Sportarten, wie Leichtathletik oder auch Snowboarden begeistern können. 1976 habe ich auch die staatliche Skilehrerausbildung gemacht (unter anderem mit Hans Pum). Der Sport gehörte einfach immer zu meinem Leben. Mir hat es gefallen, aktiv zu sein.

Wie bist Du zum Orientierungslauf und zur ASKÖ gekommen?

Ich war 1 Jahr lang beim Bundesheer bei den Gebirgsjägern. Im alpinen Gelände war es oftmals sehr neblig, hier war gute Orientierung gefragt. Dies hat mich fasziniert. So bin ich im Prinzip zum Orientierungslauf gekommen.
Auch bei meiner täglichen Arbeit, dem Unterrichten in der HS Henndorf, habe ich stets versucht den Turnunterricht draußen zu gestalten und versuchte so gut es ging die Turnhalle zu meiden. Dies brachte mir auch hin und wieder ein paar verärgerte Eltern ein, da ich beinahe bei jeder Witterung mit den Kindern draußen war (lacht).
Später habe ich dann einen Fortbildungskurs für Lehrer im Orientierungslauf gemacht. Hier war mir dann vom ersten Moment an klar, dass das meine Sportart ist, und das meiner Kinder. Die Kombination aus körperlicher und geistiger Anstrengung hat mich von Anfang an fasziniert.
In weiterer Folge habe ich den Orientierungslauf dann sehr intensiv in der Schule mit meinen Schülern betrieben. Die HS Henndorf zählte dadurch schon bald jahrelang zu den besten Schulen Österreichs im OL. Es dauerte nicht lange, bis wir uns in dieser Sportart einen hervorragenden Namen in ganz Österreich gemacht haben. Wir haben 7-8 Mal hintereinander bei den Schüler-Weltmeisterschaften teilgenommen und 2 Mal wurden wir sogar Schüler-Weltmeister, unter anderem meine Söhne.
Beim ersten Weltmeistertitel mit der HS Henndorf im Jahr 1993 in Belgien waren auch die Zwillinge von Franz Ortner dabei, seines Zeichens damals ASKÖ Obmann vom Ortsverein in Henndorf und auch Verbandspräsident des Judoverbandes. Ortner hat uns dazu bewegt, Mitglied bei der ASKÖ zu werden. Diese Entscheidung habe ich bis heute nie bereut, da der Orientierungslauf-Verein Henndorf Orienteering und die ASKÖ eine einzige Erfolgsgeschichte waren und noch immer sind.

Christian, du blickst auf eine lange und erfolgreiche Zeit als Bundesreferent und Obmann zurück. Weltmeister-, Europa- und Staatsmeisterschaften, um nur einige von den unzähligen davon zu nennen. Welche Erlebnisse waren in Deiner Karriere die schönsten und prägendsten?

Ich war lange Zeit Coach vom Jugend- Junioren- und Elitekader des österr. Verbandes, und habe dort viele Aktivitäten organisiert. Ich habe selbst zwar keine Trainerausbildung gemacht aber durfte durch die Zusammenarbeit mit unzähligen Top-Trainern so viele Erfahrungen sammeln, sodass ich mein eigenes Know-how stets verbesserte. Im Laufe der 30 Jahre haben wir sehr viel von dem, was wir uns vorgenommen haben, im Verein umgesetzt und unzählige Spitzensportler auf Weltklasseniveau hervorgebracht.
Wir haben aber auch außerordentlich gute Veranstaltung durchgeführt. 2 Junioren Weltmeisterschaften und 2 Europameisterschaften (Jugend) wurden beispielsweise von uns organisiert. In besonderer Erinnerung bleibt mir aber die Ausrichtung einer Ski-Orientierungslauf Weltmeisterschaft in Eugendorf (Salzburg). Diese sollte in den Semesterferien stattfinden. Das Problem dabei war nur, dass es bis zu Beginn der Veranstaltung einfach nicht geschneit hatte. Dementsprechend wurden im Vorfeld bereits alle nervös und haben sich gefragt, wie wir die Veranstaltung durchführen sollen. Innerhalb von einer Woche verlegten wir die Weltmeisterschaft schließlich von Eugendorf nach Sportgastein (130km entfernt), da nur dort genügend Schnee war. Ironischerweise begann es dann natürlich genau am ersten Veranstaltungstag derart stark zu schneien, dass wir, auf Grund akuter Lawinengefahr, mit einem Ruhetag beginnen mussten. (lacht).
Doch auch dies konnte uns nicht davon abhalten die Veranstaltung durchzuführen. Insgesamt waren etwa 50 Leute von unserem Verein eine Woche lang beinahe Tag und Nacht im Einsatz, um diese Weltmeisterschaft über die Bühne zu bringen. Trotz aller Widrigkeiten gelang es uns eine perfekte Veranstaltung durchzuführen, und brachte unserem Verein schließlich auch die Auszeichnung für die „beste internationale Veranstaltung 2007“ des Weltverbandes IOF ein.
Besonders hervorheben möchte ich an dieser Stelle meine Frau Eva, die mich vom ersten Tag an immer unterstützt hat und ohne die der ASKÖ Henndorf Orienteering nicht in dieser Form funktioniert hätte. Ich habe nie etwas alleine gemacht – meine Frau war stets an meiner Seite und hat alles mitgetragen. Wir sind sozusagen stets als Duo aufgetreten. Sie war auch Kassier des Vereins und hat sich sehr gut um alles gekümmert. Daher hatten wir auch nie Finanzschwierigkeiten. Unser guter Ruf hat uns auch Sponsoren beschert. Die Leute wussten, dass hier ehrliche Arbeit geleistet wird und haben uns deshalb gerne gesponsert. Meine Frau und ich bildeten zwar die Vereinsspitze, aber wir hatten ca. 40 Mitglieder, die uns immer unterstützt haben und mit einer Menge Engagement dabei waren. Ohne sie wäre das alles nicht möglich gewesen. Auch das Menschliche hat in unserem Verein immer gestimmt. Das hat uns vermutlich auch ausgezeichnet. Von den Jugendlichen bis zu den Senioren herrschte hier einfach ein familiäres Klima, welches mit Sicherheit auch ein Grund für unsere Erfolge war.

Du hast Dir sicher schon neue Herausforderungen gesucht. Was machst Du nach Ende Deiner Zeit als Vereinsfunktionär?

Es war mir immer ein Anliegen, meinen Beruf als Lehrer mit den sportlichen Tätigkeiten zu verbinden. Im Prinzip bin ich jetzt einfach froh, dass ich keine Verpflichtungen mehr habe und etwas kürzer treten kann. Ich muss beispielsweise nicht immer auf Fristen der Fördereinreichung oder Abrechnungen achten. Das genieße ich richtig (lacht).Vor allem das Administrative fehlt mir überhaupt nicht!
Da ich jedoch nicht ganz abschalten kann, bin ich gemeinsam mit meiner Frau gerade dabei einen neuen Verein zu gründen, der „Bleib in Bewegung“ heißen soll. Mit diesem Verein möchten wir verschiedene Kurse für Senioren und Jugendliche anbieten und versuchen, dabei innovativ zu sein. Ein Angebot von uns soll zum Beispiel Ninja Warrior Kids heißen, und sich gezielt an Jugendliche richten. Es soll aber alles ganz ungezwungen und ohne Wettkampfgedanken sein. Wettkämpfe, Trainingslager, usw. wird es nicht geben, es geht eher in die Richtung Gesundheitssport. Der Verein setzt sich aus meiner Frau und mir und maximal 5-6 weiteren Personen zusammen. Es soll sich alles in kleinem Rahmen abspielen.

Deine Kinder sind im Orientierungslauf auch bereits sehr erfolgreich. Werden sie Deine Arbeit sozusagen weiterführen und wirst Du sie dabei weiterhin mit Deinen Erfahrungen unterstützen?

Ich habe 2 Söhne (Tobias, Felix) und eine Tochter (Julia). Alle meine Kinder haben Spitzensport betrieben. Tobias ist vor allem beim Mountainbike-Orienteering noch immer sehr erfolgreich aktiv. Er hat sich leider beim Laufen zwei Mal am Knie schwer verletzt und stieg deshalb aufs Rad um. Felix lebt zurzeit in Norwegen und ist für das Material der nordischen Sportler des norwegischen Verbandes „Olympia Toppen“ zuständig. Er leitet eine eigene Forschungsabteilung am Holmenkollen. Zusätzlich nimmt er auch an sogenannten „Adventure races“ teil, wo ihm seine ausgezeichnete Orientierungsfähigkeit natürlich sehr zu Gute kommt. Julia hat den Orientierungslauf ebenfalls sehr erfolgreich betrieben, sich aber mit 20 Jahren jedoch dazu entschieden, eine andere, künstlerische, Laufbahn einzuschlagen. Ich bin auf alle meine Kinder sehr stolz!

Was würdest Du Dir für die nächsten Jahre für den Orientierungslauf und den Nachwuchs wünschen?

Ich habe mich stets für die Jugend eingesetzt. So habe ich als Lehrer versucht, nicht nur nach dem Lehrplan zu unterrichten. Ich wollte den Jugendlichen vor allem auch eine gesunde Lebenseinstellung mitgeben – sich selbst treu zu bleiben und mutige Entscheidungen zu treffen. Ich denke, dass mir das halbwegs gelungen ist, da Ich heute noch viele ehemalige Schüler in Henndorf treffe, die sich bei mir dafür bedanken, was ich ihnen mitgegeben habe. Das erfüllt mich unheimlich mit Freude und Stolz.
Abschließend möchte ich festhalten, dass meiner Meinung nach der Orientierungslauf ein idealer Familiensport ist und somit auch der Grundstein zu ein harmonischen Familienleben beitragen kann, bzw. es bei mir jedenfalls so war! Man konnte immer alles gemeinsam erleben und besprechen und es war einfach eine unglaublich schöne Zeit für mich, die ich glücklicherweise gemeinsam mit meiner Familie erleben durfte.

Highlights

  • Weltmeistertitel in Belgien mit der Hauptschule Henndorf 1993
  • 3mal als bester OL Verein Österreichs (von 50 Vereinen) ausgezeichnet
  • Insgesamt 74 Staatsmeistertitel
  • Seit 25 Jahren haben wir alle Elite Landesmeistertitel gewonnen (nicht Senioren oder Jugend)
  • Weltmeistertitel Elite von meinem Sohn Tobias in Ungarn 2012 (Foto)
  • Insgesamt 27 Medaillen bei Welt- und Europameisterschaften
  • Weltcupsieg von meinem Sohn Felix in Kroatien bei einem Adventure Race 2019. Bei beiden Ereignissen durfte ich live als Coach dabei sein
  • 2015 wurde unser Verein von der BSO (heute Sport Austria) zum besten Sportverein Österreichs gewählt. Das hat mich unheimlich stolz gemacht, da dies das Ergebnis von 25 Jahren harter Vereinsarbeit war

FACTS

Christian Breitschädel
geboren am 13.04.1953 in Salzburg
aufgewachsen im Lungau und Salzburg
wohnhaft in Henndorf am Wallersee
Ausbildung: Sportstudium an der Uni, Mathematik und der bildnerischen Erziehung PädAK Salzburg
Beruf: Lehrer an einer HS in Salzburg Stadt, später an der HS Henndorf
Hobbies: Ski fahren, Mountain biken und Schwammerl suchen



25.03.2021, 12:01 Uhr

zurück