Es ist ein sonniger Novembertag, ich sitze im Auto und fahre wieder nach Altenmarkt in Pongau.
Einige Stunden später stehe ich vor den Türen der Therme Amade. Mit großer Freude entdecke ich bekannte Gesichte von unserer letzten Ausbildung. Unsere Ausbilderin, Dr.in Anna Taupe-Lehner, grüßt uns warmherzig und unser Tag im Sinne des "Schwimmen lernen mit der McMillan-Methode" beginnt. Wie jedes Mal, bin ich auch jetzt gespannt und erwartungsvoll.
Diese Ausbildung vom Österreicheschen Behinderten Sportverband ist meine Dritte in der Reihe und die Zweite mit Spezialisierung auf Schwimmen mit Menschen mit Behinderung.
Den Wunsch, Menschen, besonders Kindern, die Freude des Sportes zu vermitteln, habe ich schon seit langem.
Ich bin seit einigen Jahren ehrenamtlicher Mitglied einer Stiftung für Kinder im Rollstuhl. Wir nehmen mit den Kindern bei den verschiedensten Laufveranstaltungen teil. Die Kinder sitzen, oder liegen in ihrem Rollstuhl und wir schieben sie und laufen mit ihnen die Rennstrecke. Das Funkeln in ihren Augen und ihre Freude ist die Motivation und auch die Belohnung für unsere Anstrengungen.
Es macht für sie im Rolli und auch für uns Laufenden Spaß.
Irgendwann wollte ich jedoch noch mehr tun, noch mehr geben. Aber was könnte es sein?
Und dann kam der Gedanke - Ich will Kindern und Erwachsenen mit Behinderung das Erlebnis:
"Hey! Ich kann es! Ich kann selber Sport machen!" ermöglichen.
Ich will, dass sie nicht nur im Rolli sitzen und Spaß und Freude haben weil Sport MIT ihnen gemacht wird.
Ich will es ihnen zeigen, beibringen und sie dabei begleiten, wie sie selber und selbständig Sport ausüben können. Ich will, dass sie es selber erleben: "Wow! ICH kann es!"
Und so hat es mit den Ausbildungen des ÖBSV begonnen: im Mai 2023. Basismodul Plus für Übungsleiter:innen im Behindertensport in Salzburg, dann im April 2024 - weil ich auch Schwimmtrainerin bin - Spezialmodul Paraschwimmen in der Therme Amade in Altenmarkt in Pongau.
Und heute stehe ich nach dem Theorieteil wieder im Wasser. Wir probieren sowohl paarweise als auch in der Gruppe die verschiedenen Haltungen, Bewegungen und Spiele der sogenannten McMillan Methode aus.
Wir lernen viel und haben dabei auch Spaß. Und das ist sehr wichtig.
Ohne Spaß lernt man nicht.
Es gilt für Kindern und Erwachsene mit Behinderung noch stärker. Sie müssen ja im Element Wasser noch mehr Barrieren abbauen, noch mehr Ängste überwinden, noch mehr lernen.
Und genau da leistet die Methode von James McMillan (1913-1994) eine große Hilfe.
Das Ziel ist: "Spielerisch die Reize des Wassers erleben, allmählich Körperbewusstsein entwickeln, sich frei und ohne Hilfsmittel zu bewegen".
"Der Schlüssel dieser Methode ist das Erlebnis, vom Wasser getragen zu werden, so dass der angstfreie Aufenthalt und die Fortbewegung im Wasser mühelos gelingen." (Hannelore Weber-Witt)
Um eigene Erfahrungen sammeln zu können, probieren wir verschiedene Schwimmarten mit Imitieren der verschidenen Behinderungen aus.
Schwimmen ohne Arme, oder Beine, oder ohne Arme und Beine zu bewegen.
Oder nur eine Seite zu bewegen. Bauchlage und Rückenlage.
So erfahren wir es selber, wie schwerig Bewegungen, die für uns selbstverständlich sind, sein können. Allein das Halten des Gleichgewichtes kann schon eine Herausforderung sein.
Der Tag im Wasser macht uns natürlich müde. Wir werden aber gleich wieder munter und begeistert, als wir eingeladen werden, um am Abschlussspiel eines Schwimmcamps teilzunehmen. Das Camp findet schon seit gestern für Kindern mit Behinderungen und ihren Familien statt.
Wir sammeln uns im Wasser zusammen und bekommen einen bunten Luftballon in die Hand. Einige Kindern stehen, oder sitzen im Wasser, anderen werden von Mama oder Papa gestüzt oder am Arm getragen. Auf ein Signal werfen wir alle die Ballons in die Höhe und versuchen sie in der Luft zu halten. Es wird dabei natürlich gehüpft, gespritzt, gestolpert. Das fröhliche Lachen der Kindern klingt noch immer in meinen Ohren als ich schon längst im Auto unterwegs nach Hause bin.
Ich bin motiviert und erwantungsvoll: ich möchte alles was ich gelernt habe verwenden und weitergeben.
Ich möchte Kindern und Erwachsenen mit Behinderungen das "WOW!" des Sportes vermitteln und ihr fröhliches Lachen immer wieder erleben zu dürfen.
Ein Bericht von Eszter Bary