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Warum in das Gesundheitssystem mehr Bewegung kommen muss

Warum in das Gesundheitssystem mehr Bewegung kommen muss

Sport Austria-Präsident Hans Niessl, ORF-Hauptabteilungsleiter Corporate Social Responsibility Pius Strobl, ASKÖ-Präsident Hermann Krist, ASVÖ-Präsident Christian Purrer und SPORTUNION-Präsident Peter McDonald stellten im Haus des Sports in Wien die Initiative "Wir bewegen Österreich" vor.

Am 26. Oktober geht mit der gemeinsamen Aktion des ORF, des organisierten Sports und des Sportministeriums "WIR BEWEGEN ÖSTERREICH" die Bewegungsinitiative "50 Tage Bewegung" mit einem großen Bewegungstag in ganz Österreich zu Ende: Welche Bewegungsangebote wird es dabei geben, welche vom organisierten Sport umgesetzte Bewegungsinitiativen gibt es sonst noch und wie wichtig sind solche Projekte für die Gesundheit der Bevölkerung und das Gesundheitsbudget? Das wurde heute (18.10.2023) im Haus des Sports in Wien von Sport Austria-Präsident Hans Niessl, ORF-Hauptabteilungsleiter Corporate Social Responsibility Pius Strobl, ASKÖ-Präsident Hermann Krist, ASVÖ-Präsident Christian Purrer und SPORTUNION-Präsident Peter McDonald erörtert.

Die Kernbotschaft des organisierten Sports vorweg: "Die heimische Gesundheitspolitik muss Bewegung und Sport endlich als wichtigen Teil der Prävention mitdenken! Aus den vielen qualitativ hochwertigen Bewegungs-Initiativen, -Angeboten und -Projekten des organisierten Sports müssen flächendeckende, koordinierte Programme der Gesundheitspolitik werden. Dafür wäre der organisierte Sport der logische Dienstleistungspartner."

Es wäre höchst an der Zeit, gegenzusteuern: Inzwischen betragen die Kosten von körperlicher Inaktivität in Österreich 2,4 Mrd. Euro jährlich! Dem nicht genug, sinkt auch die Zahl der gesunden Jahre. Mehr Bewegung wäre ein wichtiger Hebel, um eine Schubumkehr auszulösen.

Der Startschuss erfolgt an diesem Nationalfeiertag: Die Initiative "WIR BEWEGEN ÖSTERREICH" will österreichweit mehr Bewusstsein für Gesundheit und Solidarität schaffen und den 26. Oktober zu einem gemeinschaftlichen Bewegungserlebnis mit einem zusätzlichen Charity-Gedanken machen. Ziel ist es, im Rahmen der Initiative auch Spenden für "ÖSTERREICH HILFT ÖSTERREICH" zu sammeln und damit Familien und Kindern, die Hilfe und Unterstützung brauchen, rasch und unbürokratisch zur Seite zu stehen. Der Nationalfeiertag am 26. Oktober soll durch "WIR BEWEGEN ÖSTERREICH" wieder jährlich zum großen Bewegungstag werden.

ASKÖ-Präsident Hermann Krist: "Wir bewegen Österreich ist sozusagen der Höhepunkt der Initiative '50 Tage Bewegung'. Anfang der Woche waren es über 1.100 Veranstaltungen, die seit 7. September in ganz Österreich stattgefunden haben! Für den 26. Oktober sind rund 100 Veranstaltungen geplant. Wir freuen uns sehr mit unseren Vereinen mithelfen zu können. Ich darf erinnern, dass es erstmals am 26. Oktober 1971 SPORT AUSTRIA mit massiver Unterstützung der Medien – insbesondere des ORF – gelungen ist, 400.000 Menschen zu bewegen. Da haben wir, wenn man die aktuellen Zahlen betrachtet, noch ziemlich Luft nach oben. Aber im Sport sind Herausforderungen unser täglich Brot. Wir sind nicht nur 50 Tage, sondern 365 Tage im Jahr mit den Dachverbänden und über 14.000 Vereinen von der kleinsten Gemeinde bis zur größten Stadt mit Angeboten präsent. Um den in Österreich lebenden Menschen den Zugang zu einer – ihren Verhältnissen, Umständen und Möglichkeiten entsprechenden – aktiveren Lebensweise und zu mehr Gesundheit zu erleichtern, wurde auch ein Fit Sport Austria-Qualitätssiegel entwickelt. Alle mit dem Fit Sport Austria-Qualitätssiegel zertifizierten Angebote sind auf www.fitsportaustria.at abrufbar."

gemeinsambewegen.at und spusu Sport App

Wichtige Elemente von "WIR BEWEGEN ÖSTERREICH" sind die spusu Sport App sowie die Website www.gemeinsambewegen.at. Während man über die App seine sportliche Leistung eintragen und damit seinen Beitrag zum Gesamtergebnis der Bevölkerung (wird danach verkündet!) leisten – und AUCH spenden – kann, findet man unter www.gemeinsambewegen.at alle Bewegungsangebote am 26. Oktober in ganz Österreich. Wichtig: Wer an einem der rund 100 Bewegungsangeboten teilnimmt, kann über die App seine Bewegungsleistung ebenso eintragen, wie jemand, der sich am 26. Oktober im Ausland befinden oder alleine sportlich aktiv sein sollte. 

"WIR BEWEGEN ÖSTERREICH" ist ein Kooperationsprojekt des ORF, von SPORT AUSTRIA, der Bundessport-Dachverbände ASKÖ, ASVÖ, SPORTUNION sowie deren gemeinsamer der Fit Sport Austria GmbH, des Fonds Gesundes Österreich (FGÖ), des Verbands Alpiner Vereine Österreichs (VAVÖ), des Bundesministeriums für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport (BMKÖS) sowie des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK).

Die Initiative bildet den Abschluss der Aktion "50 Tage Bewegung – Gemeinsam fit. Beweg dich mit", die am 7. September begonnen hat und bis 26. Oktober dauern wird (1.100 Veranstaltungen).

Wie wichtig Initiativen wie "WIR BEWEGEN ÖSTERREICH" sind, zeigt der negative Trend beim Aktivitätslevel der Bevölkerung: Dieser fiel laut SportsEconAustria im Zeitraum 2014 bis 2019 von 53,4 auf 48,1 Prozent bei den Männern und von 52,2 auf 45,1 Prozent bei den Frauen (jeweils im Ausdauerbereich).

"WIR BEWEGEN ÖSTERREICH" ist eines von mehrere Präventionsprojekten, an denen der organisierte Sport mitwirkt und die zumeist von den Dachverbänden über deren Fit Sport Austria GmbH umgesetzt werden:

  1. Kinder gesund bewegen: 268 Bewegungseinheiten, über 3.500 Bildungseinrichtungen (mehr als 45%!), über 11.000 Gruppen und Klassen (mehr als 35%!), 600 Sportvereine, über 2.300 Übungsleiter:innen
  2. Pilotprojekt Tägliche Bewegungseinheit: Allein 37.222 zusätzliche Bewegungseinheiten durch Bewegungscoaches in Kindergärten und Schulen in den 10 Pilotregionen und allen neun Bundesländern
  3. Bewegt im Park: 700 Bewegungsangebote, 600 Übungseinheiten, 90.000 erreichte Menschen pro Jahr
  4. Jackpot.fit: Die regionalen Bewegungsangebote von Jackpot.fit richten sich speziell an Erwachsene im Alter von 35 bis 65 Jahren, die bisher nicht oder sehr wenig aktiv sind
  5. #beactive Schnupperwoche: Die drei Sport-Dachverbände ASKÖ, ASVÖ und SPORTUNION luden im Zuge der Europäischen Woche des Sports vom 23. bis 30. September 2023 zur #BeActive Schnupperwoche ein: 419 Schnupperangebote, 82 Sportvereine
  6. "50 Tage Bewegung – Gemeinsam fit. Beweg dich mit": Von 7. September bis 26. Oktober 2023: 1.100 Veranstaltungen
  7. "WIR BEWEGEN ÖSTERREICH" am 26. Oktober mit rund 100 Bewegungsangeboten

Pilotjahr Nummer 1 hat gezeigt: Tägliche Bewegungseinheit führt Kinder zu WHO-Ziel!

Die Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind alarmierend: Die von der WHO empfohlene Stunde Bewegung pro Tag erreichen in Österreich nur 15% der Mädchen und 29% der Burschen von 11-17 Jahren. Die positive Nachricht: mit der flächendeckenden Ausrollung der Täglichen Bewegungseinheit wäre ein großer Schritt Richtung WHO-Ziel von einer Stunde Bewegung pro Tag getan! Allein durch die 209 Bewegungscoaches der Dachverbände ASKÖ, ASVÖ und SPORTUNION kamen Österreichs Kinder und Jugendliche in den 10 Pilotregionen in 9 Bundesländern bereits zu 37.222 zusätzlichen Bewegungseinheiten. Dazu wurden 1.127 zusätzliche, wöchentlich stattfindende, Bewegungseinheiten in den Stundenplänen der Schulkassen und Wochenplänen der Kindergärten fix verankert und brachten somit ein weiteres Mehr an Bewegung. 967 Kindergartengruppen bzw. Schulklassen waren in 259 Bildungseinrichtungen im 1. Projektjahr beteiligt. Im laufenden Schuljahr, dem 2. Pilotjahr, gab es eine Steigerung auf 318 Bildungseinrichtungen und 1.197 Kindergartengruppen/Schulklassen. Der Erfolg des ersten Projektjahres ist auf das gute Zusammenspiel des Sport- und Bildungsministeriums mit dem organisierten Sport (Dachverbände, Sport Austria) und auf das große Engagement der Bundesländer, der Bildungsdirektionen und Bildungseinrichtungen zurückzuführen. Für die Zeit nach dem 2. Pilotjahr benötigt der organisierte Sport allerdings noch Planungssicherheit.

Kosten senken, Lebensqualität steigern

Warum die Bewegungsangebote weiter ausgebaut werden müssen? Die körperliche Inaktivität in Österreich stellt bereits ein Wohlstandsrisiko dar! Die daraus resultierenden jährlichen Kosten betragen inzwischen 2,4 Mrd. Euro (Zahlen SportsEconAustria)! Dabei werden durch Sport und Bewegung schon heute Krankheitskosten im Ausmaß von 527 Mio. Euro jährlich vermieden. Könnte die Zahl jener Menschen, die sich in Österreich ausreichend bewegen (150 Minuten/Woche) um 10 % gesteigert werden, wären Einsparungen von weiteren 120 Mio. Euro jährlich möglich.

Sport Austria-Präsident Hans Niessl: "Um diesen Effekt nützen zu können, muss die heimische Gesundheitspolitik beginnen, den organisierten Sport als natürlichen Partner im Präventionsbereich mitzudenken und aus den zahlreichen Bewegungs-Initiativen, -Angeboten und -Projekten flächendeckende Bewegungsprogramme in ganz Österreich entwickeln. Allen voran das größte Projekt, an dem der organisierte Sport federführend mitwirkt: die Tägliche Bewegungseinheit. Unser medizinisches System baut viel zu sehr darauf, Krankheiten zu behandeln, statt die Gesundheit zu erhalten."

ORF-Hauptabteilungsleiter Corporate Social Responsibility Pius Strobl: "Wir wollen den Nationalfeiertag wieder als Gemeinschaftstag der Österreicherinnen und Österreicher durch gemeinsame Bewegung – ob Radfahren, Laufen, Wandern – definieren. Dank des umfangreichen Angebots des organisierten Sports in ganz Österreich findet jede und jeder etwas für sich in seiner Umgebung. Gemeinsame Bewegung schafft auch Gemeinschaftsgefühl. Warum der 26. Oktober? Ganz einfach, es ist der Nationalfeiertag, kommt jedes Jahr. Wir sehen diesen 26. Oktober als Start einer nachhaltigen, hoffentlich über viele Jahre gehenden Initiative. Der ORF ist sehr dankbar für die Möglichkeit der Kooperation mit Sport Austria und den Dachverbänden, weil wir so sehr, sehr viele Menschen erreichen und ihnen einen Anstoß geben können, sich zu bewegen. Wir ersuchen alle, die am 26. Oktober Bewegung und Sport machen, ihre Bewegungsminuten in der spusu Sport App einzutragen. Diese werden zusammengezählt und wir hoffen, am Ende des Tages doch einige Millionen Minuten geschafft zu haben. Wir würden uns auch über eine Spende für ‚Österreich hilft Österreich' sehr freuen. Ein jeder Euro zählt. Unterstützt werden in Not geratene Kinder und Familien."

SPORTUNION-Präsident Peter McDonald: "Übergewicht-Folgen und Depressionen sind rasch ansteigende Volkskrankheiten, die viel Leid und enorme Kosten verursachen. Man könnte durch Sport effektiv, niederschwellig und kostengünstig Vorsorge treffen, durch die viele Krankheiten gar nicht erst auftreten bzw. die diesen entgegenwirkt. Jeder Euro, der in den Sport investiert wird, kommt laut 'Social Return of Investment'-Erhebungen 14-fach zurück. Österreichs Sportvereine und ihre 510.000 Ehrenamtlichen verabreichen täglich diese Wundermedizin Sport und Bewegung. Viele Programme unserer Vereine fördern die Fitness und durch Gruppenaktivitäten auch die Psyche. Um nachhaltig mehr gesunde Lebensjahre zu erreichen und Österreich zu einer Sportnation zu machen, braucht es einen Kraftakt der Politik. Erfolg bemisst sich hier nicht in Olympia-Medaillen, sondern an der Anzahl von Kindern und Jugendlichen in Bewegung. Dazu braucht es ein erhöhtes Präventionsbudget für den Sport, Verwaltungsvereinfachung, die verpflichtende Öffnung von öffentlich finanzierten Sportstätten sowie Neu- und Ausbauten solcher und privater. Ein nationaler Schulterschluss ist nötig, um das Ziel, Österreich zur Sportnation zu machen zu erreichen. Der 'Sports-in-all-Policies'-Ansatz muss auch von Bundeskanzler Karl Nehammer, dem ich zu seinem heutigen Geburtstag gratuliere, als Regierungschef federführend vorangetrieben werden."

ASVÖ-Präsident Christian Purrer: "Die Forderung nach der täglichen Turnstunde gibt es seit Jahrzehnten. Jetzt haben wir zehn Pilotregionen in Österreich, in denen die 'Tägliche Bewegungseinheit' umgesetzt wird. In diesen Regionen wird auch – anders als sonst in Österreich – das Bewegungsziel der WHO praktisch erreicht! Das ist sehr, sehr positiv. Unser Ziel ist aber natürlich die Ausdehnung der Tägliche Bewegungseinheit über ganz Österreich. Wir müssen jetzt wissen, wie es nach Auslaufen des Pilotprojekts Ende dieses Schuljahres weitergeht. Wir haben Strukturen aufgebaut, Mitarbeiter:innen beschäftigt, brauchen eine Antwort von der Politik, wie es im Schuljahr 2024/25 weiterläuft. Wir dürfen die Pflanze ‚Tägliche Bewegungseinheit‘ nicht sterben lassen, sie muss breiter werden.  Die 'Tägliche Bewegungseinheit' ist ein wesentlicher Punkt bei den Bemühungen Gesundheitskosten zu senken und Pflegekosten zu reduzieren. Wir setzen darauf, das Projekt weiter vorantreiben zu können. Denn, dass wir in den Pilotregionen die WHO-Bewegungsforderungen erfüllen können, zeigt, wir sind auf dem richtigen Weg."

Fotos © GEPA Pictures


18.10.2023, 15:38 Uhr

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